Elf Übersetzer_innen im Gespräch: Heute Raija Hauck
Wie sind Sie dazu gekommen, tschechische Literatur zu übersetzen? Tschechisch habe ich als zweite slawische Sprache im Studium gewählt. Wir konnten zwischen Polnisch, Bulgarisch und Tschechisch wählen. Das war einfach, aus der DDR kam man damals nur in die Tschechoslowakei leicht. Und dort hatten wir Bekannte... Und zum Übersetzen bin ich dann durch die Arbeit an der Uni gekommen. Ursprünglich waren die Übersetzungen mit der wissenschaftlichen Arbeit verbunden, dann waren es Übersetzungsprojekte mit Studierenden, die den Sprachunterricht bereichern und bunter machen sollten. Die besten Erinnerungen habe ich an einen gemeinsamen Workshop mit Zbyněk Fišer von der Masaryk-Universität, in dem wir mit einer Gruppe talentierter Studentinnen Jiří Kratochvils Hörspiel „Sie wissen schon“ übersetzt und in einer szenischen Lesung dem Publikum vorgestellt haben.
Haben Sie einen Übersetzungswunsch, den Sie sich bisher noch nicht erfüllen konnten?
Habe ich natürlich.
Gibt es in Ihrer langjährigen Übersetzungsarbeit ein Wort / eine Phrase, die besonders schwer zu übersetzen war?
Das ist eine schwierige Frage. Eigentlich könnte man alles als „harte Nuss“ bezeichnen. Wir übersetzen Texte, Situationen, Atmosphäre, Konnotationen... Deshalb kann manchmal auch die Übersetzung „einfacher“ Wörter in einem bestimmten Kontext eine übersetzerische Herausforderung sein.
Haben Sie ein tschechisches Lieblingswort und warum?
Houževnatý – zäh, beharrlich, hartnäckig – das Wort klingt schön, nicht ganz klare Etymologie. Ich mag es, weil es mich daran erinnert, dass es immer etwas zu lernen gibt. Jahrelang habe ich mich an seinem Klang erfreut und konnte mir dabei nie die Bedeutung merken. Es widersetzte sich hartnäckig. Jetzt weiß ich sie...
Was ist Ihr tschechischer Lieblingsautor / Buch?
Es gibt eine Menge lebender und toter Autoren, die mir gefallen. Aber vielleicht aus ganz sentimentalen Gründen vor allem Jan Skácel und Josef Škvorecký.
Leipzig2020Tschechien sprach mit Raija Hauck und weiteren Übersetzer_innen, die eigentlich in Leipzig zur Buchmesse auftreten sollten, oder ein Buch oder eine Leseprobe der für die Leipziger Buchmesse 2020 nominierten Autoren übersetzt haben.
Leipzig2020Tschechien dankt allen Übersetzer_innen für ihre Arbeit und ihren Einsatz für die Verbreitung der tschechischen Literatur.
Foto: Peters