Projektleiter Tomáš Kubíček: Tschechische Literatur versteht sich als Teil der europäischen und zugleich hat sie ihre Besonderheit bewahrt
Wissenschaftliche Expertise und internationale Vernetzung – dafür steht Prof. PhDr. Tomáš Kubíček, Projektleiter des Gastlandes Tschechien auf der Leipziger Buchmesse 2019 und Direktor der Mährischen Landesbibliothek Brünn. Die Mährische Landesbibliothek veranstaltet gemeinsam mit dem Kulturministerium der Tschechischen Republik den Gastlandauftritt zur Leipziger Buchmesse.
„Die tschechische Literatur dem deutschen Publikum zu präsentieren, bedeutet nicht nur, die besten Werke zu zeigen, sondern auch, Wege zu finden, wie man die deutschsprachigen Leser/Innen auf sie aufmerksam machen kann“, erklärt Tomáš Kubíček. „Wir möchten in Leipzig das Augenmerk auf die Besonderheit der tschechischen Literatur lenken, die sich zugleich auch als Teil der europäischen Literatur versteht“, erklärt Tomáš Kubíček
Der 1966 in Brünn geborene Literaturwissenschaftler und Historiker lehrt seit 2003 an der Karls-Universität (Univerzita Karlova) Prag. Zahlreiche Monografien, Sammelbände und Fachartikel zur tschechischen Literatur des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts hat er seither veröffentlicht. Als Mitglied der Promotionsstudienkommissionen an den beiden ältesten tschechischen Hochschulen, der Karls-Universität Prag (1348 gegründet) und der Palacký Universität in Olomouc (1573 gegründet) sowie der 1991 gestarteten Universität Südböhmen in Budweis sorgt er zudem für den wissenschaftlichen Nachwuchs.
Beste Voraussetzungen auch für seinen Einsatz, der zeitgenössischen tschechischen Literatur national und international zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen: Tomáš Kubíček war oder istMitglied der Jury des Jiří Orten Preises, Magnesia Litera Preises, Staatspreises für Literatur und des Jaroslav Seifert Preises, des bedeutendsten tschechischen Literaturpreises, der den Namen des tschechischen Nobelpreisträgers trägt und von der „Stiftung Charta 77“ vergeben wird.
In Tomáš Kubíčeks Amtszeit fällt zudem die Gründung des Tschechischen Literarischen Zentrums, das bei der Mährischen Landesbibliothek in Brünn angesiedelt ist und seit Januar 2017 das Informationsportal über die tschechische Literatur „CzechLit – Czech Literatur Online“ betreibt.
Als ausgewiesener Experte der zeitgenössischen tschechischen Literatur genießt er auch international hohes Ansehen. So ist er Mitglied des European Narratology Network (ENN), eines europäischen Netzwerkes von Wissenschaftlern und Wissenschaftsinstitutionen zur Erzählforschung, undMitarbeiterdes „Centre de Recherches sur les Arts et le Langage“der „L'École des hautes études en sciences sociales (EHESS)“, Paris.
„Keine Literatur kann sich ohne Austausch mit anderen nationalen Literaturen entwickeln. Die Leipziger Buchmesse ist für uns eine Gelegenheit, diese Kontakte zu vertiefen, nicht nur auf der Autorenebene, sondern auch auf der Leserebene. In Leipzig werden wir fünfzig neue Titel präsentieren, die in den kommenden Monaten in den Verlagen der deutschsprachigen Länder herausgegeben werden. Die Leser dort können dann die tschechische Gegenwartsliteratur in bedeutend größerem Ausmaß als bisher mit der Literatur anderer Länder in Beziehung setzen, und das freut mich persönlich am meisten“,so Tomáš Kubíček.
Foto: Tomáš Kubíček am Eingang der Mährischen Landesbibliothek in Brünn.
Fotograf: Pavel Charousek