München, 26.3.2019 - Nach dem erfolgreichen Auftritt Tschechiens auf der Leipziger Buchmesse wird das Tschechische Kulturjahr morgen in München weitergeführt: „Echo Leipzig 2019“ heißt die Reihe, die aktuelle Themen der tschechischen Literatur, Geschichte, Musik und des Films nach München bringt und bis zum 22. Mai in sechs Kulturinstitutionen präsentiert: im Tschechischen Zentrum, im Literaturhaus München, in der Münchner Volkshochschule im Gasteig und Einstein 28, im Arena Filmtheater und im Muffatcafé sowie in der Münchner Stadtbibliothek zusammen mit dem Collegium Carolinum. An insgesamt sechs Abenden treten herausragende tschechische Schriftstellerinnen und Schriftsteller auf: Jaroslav Rudiš, Radka Denemarková, Petr Borkovec, Jáchym Topol, Kateřina Tučková, Eda Kriseová und Tereza Semotamová sowie die Kinderbuch-Autoren Tomáš Končinský und Barbora Klárová. Sie lesen aus ihren aktuellen Werken und sprechen über Tschechien und deutsch-tschechische Beziehungen. Gleich zum Auftakt am Mittwoch, 27. März, wird im Literaturhaus München ein literarisch-musikalischer Hochgenuss geboten: Jaroslav Rudiš tritt mit seinem neuen Buch „Winterbergs letzte Reise“ sowie mit der Kafka Band auf.
Echo Leipzig 2019 in München - das Programm
27. März, 19 Uhr
Literaturhaus München, Salvatorplatz 1
Jaroslav Rudiš & Kafka Band
Lesung und Konzert
Jaroslav Rudiš liest aus seinem neuen Roman „Winterbergs letzte Reise“ (Luchterhand Literaturverlag 2019), in dem sich der tschechische Altenpfleger Kraus mit seinem Patienten, dem Sudetendeutschen Winterberg, auf die Suche nach dessen verlorener Liebe begibt. Eine Reise, die die beiden durch die Geschichte Mitteleuropas führt. Im Anschluss spielt die Kafka-Band um Jaromír 99 die Songs vom neuen Album „Amerika“ (2019), das vom gleichnamigen Buch Franz Kafkas inspiriert ist. Das Konzert begleiten Videoprojektionen von VJ Clad.
29. März, 10.30 Uhr
MVHS - Gasteig, Rosenheimer Straße 5
Streifzüge durch die tschechische Literatur mit Zuzana Jürgens
Vortrag
Die Bohemistin Zuzana Jürgens stellt Autorinnen und Autoren vor, die das Leben eines Menschen in posttotalitären Strukturen beschreiben und die Verbindung zwischen den Problemen der Gegenwart und den ungelösten Fragen der Vergangenheit herstellen. Autoren wie Jáchym Topol, Jiří Hájíček, Kateřina Tučková oder Bianca Bellová bearbeiten diese Themen aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Gibt es trotzdem Elemente, die sie verbinden? Gibt es eventuell auch eine gemeinsame mitteleuropäische Sicht, eine mitteleuropäische Erfahrung?
29. März, 19 Uhr
Tschechisches Zentrum, Prinzregentenstraße 7
Petr Borkovec: Lido di Dante
Lesung und Gespräch
Der Dichter, Prosaiker und Übersetzer Petr Borkovec prägt maßgeblich die heutige literarische Szene in Tschechien. Seine Erzählungen im Band „Lido di Dante“ (Edition Korrespondenzen 2018) spielen in einem kleinen italienischen Ferienort, dessen Pinienwald Dante beim Beschreiben der Hölle inspiriert haben soll. Provokant, animalisch derb und mit Sinn für schwarzen Humor zeichnet er einen Ort, in dem sich Licht und Schatten schneller als anderswo abwechseln und der als Urbild eines modernen Infernos gelten kann. Moderation: Zuzana Jürgens.
1.April, 18.30 Uhr
Literaturhaus München, Salvatorplatz 1
Hommage à Milan Kundera - Blaue Stunde mit Niels Beintker
Am 1. April feiert das Literaturhaus München den 90. Geburtstag des großen tschechischen Romanciers Milan Kundera und zeigt die legendäre Romanverfilmung „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“. Niels Beintker (BR) wird über Kundera, sein Oeuvre und seine Zeit sprechen und darüber, wie er eine ganze Generation von Lesenden prägte.
20 Uhr
Filmvorführung: „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“
USA 1988, 165 Minuten, Warner Bros.
Regie: Philip Kaufmann
Drehbuch: Philip Kaufmann & Jean-Claude Carrière
Mit: Daniel Day-Lewis, Juliette Binoche, Lena Olin u.a.
3. April, 19 Uhr
Arena Filmtheater, Hans-Sachs-Straße 7
Diebe der grünen Pferde
Film
Die Freunde Kača und Pavel lieben die Freiheit, die Unabhängigkeit und: schöne Steine. Illegal graben sie nach dem Halbedelstein Moldavit und sind darin so erfolgreich, dass sie sogar ihre Berufe aufgeben. Pavels junge Ehefrau Karolína jedoch bleibt skeptisch und misstrauisch. Eine dramatische Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verrat. Nach dem gleichnamigen Roman von Jiří Hájíček, einem der bekanntesten tschechischen Gegenwartsschriftsteller.
CZ 2016, OmeU, R. Dan Wlodarczyk
4. April, 19 Uhr
MVHS - Einstein 28, Einsteinstraße 28
Radka Denemarková: Ein Beitrag zur Geschichte der Freude
Lesung und Gespräch
Radka Denemarková gehört zu den wichtigsten Stimmen der tschechischen Gegenwartsliteratur. Die Autorin etlicher Romane, Essays und Drehbücher liest aus ihrem aktuellen Buch „Ein Beitrag zur Geschichte der Freude“ (Hoffman und Campe 2019): In einer luxuriösen Prager Villa wird ein reicher Unternehmer tot aufgefunden. Die polizeilichen Ermittlungen führen zu drei älteren Damen, die ein Geheimarchiv angelegt haben, das tausende Vergewaltigungs- und Missbrauchsfälle dokumentiert. Schnell wird klar, dass es sich nicht um einen Kriminalroman handelt, sondern um eine besondere Mischung aus hochliterarischem Spott, spannender Detektivgeschichte und essayistischen Reflexionen über die zentrale Frage nach der Gerechtigkeit. Moderation:Dagmar Leupold.
10. April, 20 Uhr
Literaturhaus München, Salvatorplatz 1
Jáchym Topol: Ein empfindsamer Mensch
Lesung und Gespräch, dt. Lesung Thorsten Krohn
Jáchym Topols politisch-grotesker Roman „Ein empfindsamer Mensch“ (Suhrkamp 2019) erzählt von einer tschechischen Künstlerfamilie, die beim Shakespeare Festival in Großbritannien gastiert und von Brexit-Anhängern aus dem Land gejagt wird. Im Campingwagen reisen sie quer durch Europa, gegen den Strom der Flüchtlinge, Richtung Osten. Sie geraten ins russisch-ukrainische Kriegsgebiet, treffen Gérard Depardieu, klauen ihm seinen BMW und machen sich auf den Heimweg nach Böhmen, das sie eigentlich gar nicht mehr kennen. Moderation: Sigrid Löffler.
12. April, 10.30 Uhr
MVHS - Gasteig, Rosenheimer Straße 5
Streifzüge durch die tschechische Literatur mit Zuzana Jürgens
Vortrag
Im Vortrag geht es um jene aktuellen Themen, die ganz Europa betreffen: Nationalismus, Verlust der traditionellen Werte und um zwischenmenschliche Beziehungen in einer immer komplexeren Welt. Diese spielen in der tschechischen Gegenwartsliteratur eine wichtige Rolle, so bei Petra Hůlová, Jaroslav Rudiš, Dora Kaprálová, Emil Hakl oder Petr Borkovec. Nicht selten sind die Texte außerhalb Tschechiens angesiedelt, wobei autobiografische Bezüge manchmal, aber nicht immer hergestellt werden können.
3. Mai
Tschechisches Zentrum, Prinzregentenstraße 7
Tomáš Končinský - Barbora Klárová: Tippo und Fleck. Über Fleckenteufel und andere Kobolde
Workshop für Kinder
Eines Tages entdeckt Tippo, Spezialist für Druckfehler in Büchern, dass die Menschen alles andere als erfreut sind, wenn ihre Sachen alt oder unbrauchbar werden. Mit seinem Freund Fleck begibt er sich auf die abenteuerliche Reise zum Zahn der Zeit. Eine vergnügliche Geschichte über das, was in unserem Alltag im Verborgenen geschieht, mit vielen wimmeligen Illustrationen (Karl Rauch Verlag 2018).
14. Mai, 19.30 Uhr
Muffatcafé / Muffatwerk, Zellstraße 4
Warten auf Kafka. Mit Martin Becker, Jaroslav Rudiš und Tereza Semotamová
Lesung und Gespräch
Drei Autoren, die sich alle zwischen Deutschland und Tschechien bewegen und dem jahrhundertelangen Zusammenleben beider Nationen einen aktuellen Akzent verleihen. In „Warten auf Kafka“ (Luchterhand Literaturverlag 2019) versammelt Martin Becker Biographien und Geschichten tschechischer Autorinnen und Autoren und verbindet sie mit leichter Hand zu einer literarischen Seelenkunde des Landes, erzählt von Ankommen und Abschied. Das ist auch das Thema des Romans „Im Schrank“ (Volland & Quist 2019) von Tereza Semotamová, die mit viel Humor über die absurde Suche nach dem eigenen Weg in einer Welt schreibt, in der niemand mehr genau weiß, wo es eigentlich lang geht. Durch den Abend führt Jaroslav Rudiš.
20. Mai, 19 Uhr
Gasteig - Carl-Amery-Saal, Rosenheimerstraße 5
1989: Ende und Anfang. Das Umbruchjahr und seine Folgen in der DDR und der Tschechoslowakei
Podiumsdiskussion
Die Diskussion beschäftigt sich mit dem dreißigjährigen Jubiläum seit dem Mauerfall und fragt: Welche politischen und gesellschaftlichen Ereignisse waren für die Wende entscheidend, und wie haben sich Deutschland und Tschechien im Hinblick auf das bürgerschaftliche Engagement sowie den Umgang mit der eigenen Geschichte nach 89 weiterentwickelt? Am Gespräch nehmen teil: Ilko-Sascha Kowalczuk (Stasi-Unterlagenbehörde, Berlin), Eda Kriseová (Schriftstellerin, Dissidentin und Biografin von Václav Havel, Prag) und Tomáš Vilímek (Institut für das Studium der totalitären Regime, Prag).
22. Mai, 19 Uhr
Tschechisches Zentrum, Prinzregentenstraße 7
Kateřina Tučková: Gerta. Das deutsche Mädchen
Lesung und Gespräch
Kateřina Tučková wagt sich als Autorin und tschechische Kuratorin an tabuisierte und vergessene Themen. So auch in ihrem Roman „Gerta. Das deutsche Mädchen“ (Klak Verlag 2018), der Fragen von Schuld, Rache und Vergebung zwischen Tschechen und Deutschen anspricht. Die Hauptprotagonistin Gerta wächst in der deutsch-tschechischen Familie Schnirch im mährischen Brünn auf. Als Deutsche abgestempelt, wird sie im sogenannten „Brünner Todesmarsch“ vertrieben. Mit ihrer Tochter überlebt sie und kann als Zwangsarbeiterin in einer ländlichen Region Tschechiens bleiben. Jahre später kehrt sie in die fremde Heimatstadt zurück und lebt dort am Rande der kommunistischen Gesellschaft. In ihrem Buch verdichtet Tučková offizielle Quellen und Zeitzeugenaussagen zu einer packenden Fiktion. Moderation: Zuzana Jürgens
Echo Leipzig 2019 ist ein Projekt des Vereins Mittel Punkt Europa e. V. und des Tschechischen Literaturzentrums in Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum München. Weitere Kooperationspartner sind: Adalbert Stifter Verein, Collegium Carolinum, Filmtheater Arena, Institut für slavische Philologie an der LMU München, Literaturhaus München, Muffatwerk, Münchner Stadtbibliothek, Münchner Volkshochschule und Tschechische Schule ohne Grenzen. Mit freundlicher Unterstützung des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, des Generalkonsulats der Tschechischen Republik in München und der Mährischen Landesbibliothek.
Informationen zum Programm und Ticketverkauf
Echo Leipzig. Tschechische Kultur in München
Presseanmeldungen
Pressekontakt Gastland Tschechien und Tschechisches Kulturjahr
Susanne Meierhenrich
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