Unterdrückung und Verfolgung – zwei Werke von Kateřina Tučková
Nominiert vom Dramaturgischen Rat für die Leipziger Buchmesse stellt Kateřina Tučková eine Leseprobe ihres jüngsten Romans Bílávoda (Weißwasser) und den von Iris Milde übersetzten Roman Gerta. Das deutsche Mädchen dem Publikum in Leipzig vor.
Der in Tschechien erschienen jüngste Roman Bílávoda (Weißwasser) von Kateřina Tučková handelt von den Verfolgungen der Ordensschwestern während des kommunistischen Regimes und der „Priesterweihe“ für Frauen. Nach der Liquidation der Frauenklöster durch das kommunistische Regime im Jahre 1950 wurden die Ordensschwestern zu Sammellagern gebracht, wo sie Zwangsarbeit verrichteten – unter staatlicher Aufsicht lebten tausende von ihnen unter diesen Umständen bis zum Jahr 1989. Die Geschichte der Hauptfigur, Schwester Evarista, ist mit dem Schicksal der tschechoslowakischen Untergrundkirche verwoben, welche sich im Gegensatz zur offiziellen katholischen Kirche weigerte, dem kommunistischen Regime gegenüber loyal zu sein. In der Folge wurde sie zur Priesterin geweiht und arbeitete als solche, bis das Land seine Freiheit wiedererlangte und sie vom Papst exkommuniziert wurde.
Kaum ein anderes Thema wird heutzutage in der Tschechischen Republik mit so großer Vehemenz diskutiert wie die Vertreibung der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Roman „Gerta. Das deutsche Mädchen“ widmet sich diesem Thema und umfasst die Zeitspanne der Kriegs- und Nachkriegszeit, behandelt vor allem den sogenannten „Todesmarsch von Brünn nach Pohořelice“, mit dem auch die Hauptfigur des Romans aus der Stadt getrieben wird. Die Handlung beginnt im Jahr 1939 mit Gertas Jugend in der deutsch-tschechischen Familie Schnirch und endet im Jahre 2001.
Kateřina Tučková, geboren 1980 in Brno (Brünn), ist eine der erfolgreichsten tschechischen Autorinnen. 2010 erhielt sie den wichtigsten Literaturpreis des Landes, den Magnesia Litera, für Vyhnání Gerty Schnirch (dt. Gerta. Das deutsche Mädchen). Ihr bekanntester Roman und tschechischer Bestseller Žítkovské bohyně (dt. Das Vermächtnis der Göttinnen) erhielt gleich vier tschechische Preise und wurde in 13 Sprachen übersetzt. Kateřina Tučková lebt in Prag und in Brünn. 2017 wurde sie mit dem „Preis für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“ des Instituts für das Studium totalitärer Regime ausgezeichnet.
Foto: Vojtĕch Vlk